11
Nov
2006

Fettnäpfchen oder Kann man hier günstig umnachten?

Von wegen peinlich und so. Man sollte denken, dass uns Geschichte etwas lehrt (dem Phhöööbel ja nicht, aber uns wenigstens, den Ackerdemikern…). Da pirsche ich letzten Montag in die Schule und tänzle gelassenenen Schrittes durch den langen Gang nach Zimmer eins, nur um beim Öffnen der Tür festzustellen: Die Klasse ist weg. Geklaut? Emigriert? Alle im Schrank??
O Bitte kein Kafka.
Allah gut, du hast deinen eigenen Unterricht verpasst. Wie sanktioniert man so was? Nachsitzen? Qualvoller Treppenaufstieg ins Lehrerzimmer. Studieren der Stundentafel. Champollion war ein nichts, wenn er keine Stundenplantafeln dechiffriert hat.
Hurra, ich bin im Recht.
Aber wie nun. Doch im Schrank? Oder werde ich gemobbt? Segel setzten, Kurs Sekretariat. Refes schweres Erlebnis taucht vor meinen Augen auf. Über der Tür zum Sekre blinkt es dunkelrot “Vorsischt von wejen der Blamaje, Blamaje, Blamaje.” Hallo Frau Frisch, sagen sie….. .
Der alchemistische Versuch reine Verlegenheit in Souveränität umzumünzen. Naja, souveränes Katzengold….
Wann ich die denn hätte? will sie wissen.
In der 7. Stunde, sage ich mit beginnendem Unbehagen.
Die Frisch lacht mich an.
Tja, Herr Erdmann, (sie hebt ihre Uhr) es ist ja erst 12:40. Sier haben noch eine ganze Stunde Zeit.
Schneller Rückzug, nicht ohne Blick ins benachbarte Rektoratszimmer: ein Glück, es ist leer.

Heute habe ich die Sache getoppt und die Fachkonferenz Geschichte vaporisiert. Das Sekre mied ich jedoch, drückte mich nur auf den Gängen herum, der Hoffnung, dass doch einmal ein historisches Fossil erscheinen müsste.
Ein Gefühl wie leichter Wahnsinn: Man steht und bewegt sich in der Schule - ohne Aufgabe. Herbststimmung sucht Wintersonne. Fetzen von einem Elterngespräch, Schachspieler im nachmittäglich gespenstischen Vitrinengang.
Da: Mein Mentor hechtet aus einer Tür und verschwindet sofort in einer anderen.
Der Rest lohnt nicht der Worte. Ich hatte mich diesmal um 45min geirrt, aber zu spät, nicht zu früh. Geheuchelte Reue. Wir tauschen Phrasen. Als ob man sich Heringe zusteckt. Ich denke wieder: Hey, Mentors, leave us Refs alone. Im Vitrinengang steht eine lange Reihe von Fettnäpfchen und ich kann beobachten, wie mein Refländer nicht ohne Grazie von einem zum nächsten hüpft. Nicht eines lässt er aus. Wie es in der alten Refländer- Ballade heißt:

Es war ein Ref zu Schule
Gar treu bis an sein grab
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldenen Fettnapf gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er traf mit jedem Satz.
Der Napf quoll förmlich über
Bis an den Lehrer-Latz.

…..

Er sah sich stürzen, fallen
Und sinken tief ins Fett.
Mit einem Schwarm von Quallen
Quirlt er nun um die wett.

Und die Moral von der Geschicht?
Such sie doch selbst, ich weiß es nicht.
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